Die Herkunft
Aus der südschwedischen Stadt Gränna stammt die rot-weiße Zuckerstange, “Polkagris” genannt. Polka war im 18. Jahrhundert ein beliebter Gesellschaftstanz und ‘grise’ sagen die Schweden, wenn sie ‘etwas Süßes’ meinen, obwohl ein “Gris” eigentlich ein schwein ist.
Die Erfinderin
Die 1824 geborene Amalia Eriksson war schon mit 10 Jahren Waise geworden, als ihre Eltern an der Cholera-Epidemie starben. Anfang 30 gebar sie Zwillinge. Der eine Zwilling wurde tot geboren und zu allem Überfluss starb ihr Mann auch noch in der Woche darauf! Um sich selbst und ihr neugeborenes Mädchen versorgen zu können, begann sie, Brot zu backen und zu verkaufen und stellte Süßigkeiten her.
Die Tradition
Es sind die Süßigkeiten, für die sie noch heute bekannt ist und sie wurde die berühmteste Frau ihrer Stadt, die sogar königlichen Besuch erhielt. Sie starb im Jahre 1923 – stolze 99 Jahre alt! Ihre Tochter Ida führte die Firma weiter.
Heutzutage sind diese Zuckerstangen überall in der Welt berühmt und beliebt und hängen sogar an vielen Weihnachtsbäumen.
Die Quelle
Der obige Text stammt aus dem grossen Hausbuch Skandinavischer Weihnachtszauber, welches nicht nur viele Rezepte, Traditionen, Geschichten und Anleitungen enthält. Alles ist zudem sehr stimmungsvoll präsentiert und das Buch enthält sehr viele Fotos aus dem hohen Norden.
Rezept und Anleitung
Die Zuckerstangen kann man auch selbst herstellen. Jedoch braucht man dazu ein Termometer, das für die Herstellung von Bonbons geeignet ist, die richtigen Handschuhe, die solche hohen Temperaturen aushalten, und einen Haken an der Wand oder ähnliches, woran man die Masse für die Stangen in Form ziehen kann. Auch ist eine Arbeitsfläche, auf der man die heisse Zuckermasse kneten und schneiden kann, ohne dass sie Schaden nimmt, sehr wichtig*.
Wer das öfter macht, tut es in der Regel auf einer Marmoroberfläche, doch eine Stahloberfläche geht beispielsweise auch.
Das Rezept allerdings ist einfach und das ist die Zubereitung eigentlich auch, zumindest wennman weiss, wie es geht.
Zutaten:
½ kg Zucker
200 ml Wasser
1 TL Essig
12 Tropfen echtes Pfefferminzöl (Reformhaus oder Apotheke)
ein paar Tropfen rote Lebensmittelfarbe oder ½ TL Rotebeetesaft, dann aber nur die Hälfte des Essigs nehmen
Speiseöl
Werkzeug:
Termometer für die Konfektküche/Bonbonherstellung
Marmorplatte etc.
Teigschaber (wenn’s geht nicht aus Plastik)
Handschuhe, die hitzebeständig sind für Lebensmittel (Konfekt und Bonbons) geeignet sind
grosser Topf (mindestens für 3 l Flüssigkeit) mit dickem Boden
Zubereitung:
Zucker und Wasser in einem grossen Topf mit dickem Boden kochen.
Essig hinzufügen, Termometer einsetzen und kräftig kochen lassen, bis 155 Grad erreicht sind und dann sprudelnd ca. eine knappe halbe Stunde unter stetigem Rühren kochen lassen.
Marmorscheibe/Oberfläche mit Öl einfetten (oben sieht man hitzebeständige Silikonmatten).
2 Drittel der Zuckermasse auf die Marmorscheibe kippen.
Die restliche Masse mit roter Farbe verrühren. (Warmhalten, indem man den Deckel drauf tut und eventuell in einen Topf mit einem Wasser stellt.)
Pfefferminzöl auf die Zuckermasse träufeln, die sich schon auf der Marmoroberfläche befindet.
Den Teigschaber einölen und die Zuckermasse von aussen nach innen mit dem Teigschaber verarbeiten beziehungsweise kneten, bis das Pfefferminz gut verteilt ist.
Dann die Masse mit den Händen bearbeiten, indem man sie immer wieder auseinander zieht und knetet.
Dann 2 lange Stangen/dünne Würste aus der Zuckermasse formen und glattrollen und zur Seite stellen.
Jetzt der gleichen Prozess mit der roten Zuckermasse wiederholen und jedoch nur 1 lange Stange formen.
Die 3 Stangen miteinander verzwirbeln.
Jetzt kann man die langen Stangen in kleinere zerschneiden oder man kann sie auch in kleine Bonbons zerschneiden.
Tipps und Alternativen:
Kühl und trocken aufbewahren. Am besten in einem Bonbonglas.
Wer nur Bonbons machen möchte und keine Zuckerstangen, kann es auf die simplistische Art versuchen: Nur die Hälfte der angegegebenen Menge zubereiten und den erdickten Zuckersirup in Eiswürfel-Tabletts füllen. Am besten sind die aus Metall nehmen und man sollte die Tabletts auch nicht ganz füllen, denn wer will schon einen Riesenwürfel als Bonbon im Mund haben?! Halb (oder oder nur ein Drittel) gefüllt sind sie viel besser.
*Wer nicht gleich so viel Werkzeug kaufen möchte, weil er es vielleicht nur einmal ausprobieren möchte, kann das eventuell so umgehen:
- Statt Marmorplatte enventuell einen Pizzastein nehmen, der aber sehr gut eingeölt werden muss, oder auf einem eingeölten Backblech arbeiten.
- Eine Marmorplatte braucht man allerdings auch für die Herstellung von Ganache und Konfekt. Ich habe das Problem in meiner Küche gelöst, indem ich mit einfach einen kleinen Küchentisch als Esstisch gekauft habe. Man kann auch das Gestell von einer alten Nähmaschine nehmen und eine Marmorplatte oben drauf legen. Das kostet weniger als man meinen sollte.
- Anstelle von einem Haken in der Wand, über den die professionellen Zuckerstangenhersteller die Zuckermasse ziehen, kann man den teig lediglich mit den Händen und einem teigschaber kneten.
- Das Termometer kann man theoretisch auch weglassen, wenn man ständig rührt und aufpasst, dass die masse nicht zu heiss wird und somit nicht anbrennt oder zu dunkel wird.
- Statt Handschuhe kann man versuchen, mit blossen Händen zu arbeiten. Dafür genau aufpassen, wann die Masse kalt genug ist, dass man sie anfassen kann, ohne sich zu verbrennen, denn die Masse ist sehr, sehr heiss, wenn sie aus dem Topf kommt!
- Wer Handschuhe nimmt, sollte aber keine Bauarbeiterhandschuhe kaufen, da diese nicht hygienisch sind und auch nicht für das Arbeiten mit Lebensmitteln geeignet sind, weil sie giftige Stoffe enthalten.
Wer sich für die etwas mehr ausgeprägte kulinarische Seite des Nordens interessiert, findet in dem oben abgebildeten Kochbuch unterschiedliche Rezepte und Fotos aus Schweden (und Norwegen), die weniger bekannt sind, aber die die Stimmung auf dem Lande gut reflektieren.
Nachfolgend noch einen Link für einen anderen Blog-Post, der Fotos von einem Besuch in Schweden zeigt, während dessen die schwedischen Zuckerstangen hergestellt werden:
https://www.travelworldonline.de/traveller/zuckerstangen-aus-graenna-polkagrisar-selber-machen/
Bildnachweis:
Bild mit den gebogenen Zuckerstangen im Glas: Ingrid Helner’s Country Collection
andere Fotos: NVP-Verlag