Im Grunde ist Hygge nichts anderes als Gemütlichkeit und das Konzept ist enger mit dem Deutschen verbunden, als man meinen sollte, denn auch im Dänischen und im Schwedischen gibt es das Wort „gemytlig“, was natürlich „gemütlich“ bedeutet und auch fast genauso ausgesprochen wird.
Interessant wird es allerdings, wenn man sich die Hygge-Definitionen in unterschiedlichsten Sprachen anschaut: Bei der englischen Wiki-Definition kam beispielsweise einer auf die Idee, dass „Hygge“ etwas mit „Umarmen“ zu tun haben soll und gab dazu sogar einen vermeintlichen norwegischen Ursprung an.
Nun theoretisch ist alles möglich, doch „hugging“, das wissen wir alle, ist nun mal das, was die Engländer tun, wenn sie sich umarmen und na ja… theoretisch hat das Umarmen schon etwas mit nordischer Gemütlichkeit zu tun…, doch praktisch ist es sehr weit hergeholt.
Auch die grundlegende Idee, den Ursprung des dänischen Wortes „Hygge““, der norwegischen Sprache zuzuschreiben, ist ein wenig gewagt, denn obwohl heutzutage „Hygge“ ein Wort ist, das selbst in Norwegen in aller Munde ist, vor ein paar Jahren sah alles noch ganz anders aus. Da hieß es noch so wie eh und je, nämlich „å kose seg“, wenn man es sich dort auf die norwegische Art gemütlich machte, und man sprach auch sonst davon, wie „koselig“ etwas war, statt es „hyggelig“ zu nennen.
Doch nach einer großangelegten internationalen Marketingkampagne, in der das dänische Wort ausgiebig verbreitet worden war, tendierte man selbst in Norwegen wieder in die dänische Richtung, obwohl man viele Jahrzehnte lang dänischen Einflüssen gegenüber eher abgeneigt gewesen war.
All das hat natürlich auch historische Ursachen und liegt daran, wann welches Land sich von einem anderen befreien wollte, oder umgekehrt, sich wieder zu dem Land hingezogen fühlte oder gar eine Allianz eingehen wollte. So etwas hat sich im Laufe der Geschichte immer wieder verändert, genauso, wie sich auch die Grenzen verschoben haben.
Doch im alltäglichen Sprachgebrauch haben wir es lediglich damit zu tun, wie wir es uns hier, im hohen Norden, gemütlich machen.
Dabei werden Assoziationen zu „geborgen“, „malerisch“, „angenehm“, „Trost spendend“, „im trauten Heim“ und „idyllisch“ gemacht.
Doch auch wie man sich derweil fühlt, ist Teil der Definition. Hat man es gemütlich auf die nordische Art, sitzt man in der Regel auch im Trockenen, ist in Sicherheit, hat es warm und behaglich, und nicht selten sind dicke Socken, eine flauschige Decke, ein heißes Getränk und leckere Gaumenfreuden mit von der Partie.
Wenn man es sich hyggelig/gemütlich gemacht hat, fühlt man sich einfach rundum wohl, glücklich und zufrieden.
Und genau das ist der Sinn der Sache: Man versucht, einen gewissen Glückszustand zu erreichen, indem man seine Umgebung unproblematisch und gemütlich gestaltet.
Hygge gibt es auch in unterschiedlichen Variationen. Beispuielsweise ist bei uns in Dänemark auch die Rede von Påske-Hygge Oster-Gemütlichkeit), Råhygge (wenn man es sich im rauen Stil gemütlich macht) und Julehygge, was widerum zu Weihnachten stattfindet.
Ein interessantes Buch zum Thema weihnachtlicher Gemütlichkeit in Skandinavien findet man hier. Es erklärt nicht nur sehr detailliert, was Julehygge ist und wie man sie in sein eigenes Zuhause holt. Viele Rezepte und Bastelanleitungen, die leicht nachzumachen sind und nicht viel kosten, helfen ebenfalls, die nordische Gemütlichkeit in der eigenen Wohnung zu verbreiten.
Eine relativ gute, zutreffende Definition für das Hygge-Konzept kann man auch hier finden:
de.wikipedia.org/wiki/Hyggelig
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