Wie weit es narzisstischen Eltern gelingt, das Leben ihres Kindes zu zerstören, hängt glücklicherweise nicht nur davon ab wie ausgeprägt die narzisstische Persönlichkeitsstörung ist.
Selbst Kinder, die isoliert aufwachsen und so extrem negativen Einflüssen zu leiden haben, müssen nicht zwingend kriminell oder geisteskrank werden, obgleich die Gesellschaft ihnen normalerweise keine Chancen einräumt.
Es gibt überraschend viele extreme Fälle, die nicht als Tragödien enden.
Wie kann das sein?
Nun, das eine ist der äußere Einfluss, das was das Umfeld einem antut oder auch womit es einem im positiven Sinne inspiriert.
Das andere ist, was in einem selbst steckt.
Dies wird oft als Veranlagung abgetan, was ich schade finde, denn das wertet die Person selbst ein bisschen ab. Das Kind wird nicht als Persönlichkeit wahrgenommen, die selbst die richtigen Entscheidungen getroffen und sich ein positiv gesinntes, an der gesunden Vernunft orientiertes Bewusstsein erarbeitet hat, sondern es wird zur genetische Veranlagung degradiert.
Aber jedes Kind hat eine Seele (oder eine eigene Persönlichkeit, wenn einem dieses Wort lieber ist).
Der Homo Sapiens Sapiens besteht nämlich nicht nur aus dem Körper und all all den Einflüssen der Außenwelt, die ihn prägen, in diesem Körper lebt auch eine Persönlichkeit, ohne die der Körper einfach nur ein Stück Fleisch wäre, welches vermutlich nicht lange überleben würde.
Diese Persönlichkeit ist nicht nur fähig, alle Feinheiten menschlicher Umgangsweisen wahrzunehmen, sie besitzt auch einen Verstand, eine Deutungsfähigkeit und eine Entscheidungskraft.
Für mich ist dies das Wichtigste überhaupt und das, was unser Schicksal bis zu 100% entscheiden kann, denn die Person (oder Persönlichkeit) kann theoretisch entscheiden, ob sie sich 100%ig von dem abhängig machen möchte, was ihr Umfeld ihr an Herausforderungen und Möglichkeiten präsentiert, oder sie kann auch entscheiden, dass sie das alles links liegen lässt und zu 100% ihr eigenes Ding macht.
Meist wird es etwas in der Mitte sein, das bei manchen Menschen mehr in die eine Richtung und bei anderen wiederum mehr in die andere geht, doch das Wichtigste daran ist: Die Person selbst besitzt eine Entscheidungskraft, die sie anwendet, ob das nun bewusst oder unbewusst stattfindet.
Jeder von uns kann entscheiden, wie er damit umgeht, dass der Narzisst ihn zum Opfer gemacht hat und wieweit er sich davon negativ oder gar positiv beeinflussen lässt, und er kann auch zu jedem beliebigen Zeitpunkt diese Entscheidung revidieren (ändern).
Man kann durchaus ein Leben lang ein unglückliches Opfer gewesen sein und sich dann zu irgendeinem beliebigen Zeitpunkt entscheiden, eine andere Einstellung anzunehmen und dann doch noch das Glück finden.
Es ist also nicht so, dass man immer der Verlierer bleiben muss, nur weil man es einmal oder lange genug war!
Ein prominentes Beispiel dafür, das mir spontan einfällt, ist die Sängerin Susan Boyle. Jahrzehntelang war sie verkannt, wurde gehänselt und stand auf der Schattenseite des Lebens, obwohl sie es nicht verdient hatte, und dann plötzlich, weil sie sich entschied, über ihren eigenen Schatten zu springen, sprang sie gleichzeitig auch über die Schatten all jener, die sie niederhielten. Ihre Talente kamen endlich zur Geltung und all die harte Arbeit, die sie in ihr Leben investiert hatte, wurde endlich belohnt.
Das kann in der Tat jedem passieren, auch Ihnen.
Auch Sie haben Talente, die genauso wundervoll sind, wenn es vielleicht auch nicht die gleichen sein mögen.
Doch alle haben verborgene Talente. Irgendetwas kann jeder Mensch sehr gut, und das nennt man das Dharma-Gesetz.
Dieser inneren Stimme, dieser Begabung muss man folgen. Sie macvht das aus, was man im Leben am Liebsten mag, was einem die meiste Freude bereitet und worauf man am stolzesten ist, weil es etwas Gutes ist, das einen selbst und andere Menschen einfach glücklich macht.
Obwohl nichts davon physischer Natur ist, kann niemand die Existenz von Persönlichkeit, Verstand, Wahrnehmung, Deutungsfähigkeit und Entscheidungskraft leugnen.
Wir können auch nicht leugnen, dass diese „Dinge“ in variablen Größen existieren, dass sie veränderlich sind, dass sie von einem gewissen Maß an Ladung emotional belastet sein können. Ebenfalls lässt sich beweisen, dass all das von der Person selbst genauso beeinflusst werden kann, wie von ihrer Umwelt.
Mit anderen Worten:
Auch wenn man sehr schlechte Karten hat und in ein Leben hineingeboren wurde, das kaum lebenswert erscheint, man verfügt immer noch zu einem gewissen Grad über ein wenig Selbstbestimmung und über einen kleinen Freiraum, in dem man sich bewegen kann.
Somit kann man sich selbst Vorbilder suchen und sich an neuen Idealen orientieren und man kann nach Antworten und nach konstruktiven Lösungen suchen.
Man kann Überlegungen anstellen und Thesen entwickeln, wie wohl alles funktionieren mag und letztendlich zusammenhängen könnte. Es muss also nicht Glückssache verbleiben, ob man je aus der Misere herauskommt, in die man hineingeboren wurde. Wer nicht aufgibt, wird sich letztendlich hier und da kleine Freiräume erschaffen,. die er vergrössern kann, bis er sich letztenedlich sein Leben zurückerobert hat.
Der obige Text ist ein Auszug aus dem Buch Kindheit unter der Herrschaft narzisstischer Eltern.
Neben der persönlichen Erfahrungen der Autorin, welche in den ersten 3 Kapiteln beschrieben werden, findet man in diesem Buch 25 Kapitel, die erklären, was Narzissmus ist und wie man sich davor schützen kann. In einem weiteren Kapitel werden darüber hinaus die wichtigsten Fachausdrücke mit einfachen Worten erklärt.
Mehr kann man hier erfahren:
Ein Artikel-Verzeichnis mit vielen weiteren Beiträgen über Narzissmus findet man hier.
Disclaimer (Haftungsauschluss) für diesen Artikel
Bildmaterial:
- Foto: Caleb Oquendo
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- Umschlag: NVP-Verlag