Hoovering und Ghosting
Allgemeines
Beides sind moderne Begriffe, die erst in jüngerer Zeit entstanden sind und aus dem Englischen beziehungsweise Amerikanischen stammen. Sie werden umgangssprachlich oft gebraucht, um Probleme zwischenmenschlicher Beziehungen zu beschreiben.
Definition von Hoovering
Hoovering bedeutet soviel wie „saugen“, beziehungsweise „auf-“ oder „einsaugen“. Das amerikanische Wort hoover* bedeutet Staubsauger und wird auch als Verb benutzt: hoovering, beziehungsweise to hoover in seiner Grundform.
Hoover ist der Markenname einer der ersten Staubsaugerfirmen in den USA.
(*Auf Englisch redet man hingegen vom vaccuum cleaner.)
Anwendung
Narzissten oder andere Menschen mit Persönlichkeitsstörungen, bei denen das Verlassenwerden eine relevante Rolle spielt, benutzten sich oft der Hoovering-Methode, um entwischte Kinder, Partner, Freunde oder andere Opfer (oder Co-Abhängige) wieder „einzufangen“ und am erneuten Ausbrechen aus der Beziehung zu hindern.
In der Praxis kann die Anwendung dieser Methode so aussehen wie in den beiden nachfolgenden Listen:
Beispiele von angenehmen Hoovering-Versuchen
– Der Narzisst setzt seine Überredungskünste ein, um ein Ende der Beziehung zu verhindern oder einen Neubeginn zu erwirken, wobei er beispielsweise an schöne gemeinsame Zeiten erinnert.
– Er versucht, das Opfer neu zu erobern, indem er Geschenke macht, (Liebes-)Briefe schickt und regelrecht um das Opfer wirbt.
– Überraschungsbesuche oder massives Spammen mit Mails, Postings in sozialen Netzwerken oder per Snail Mail (mit normaler Post) kann geschehen.
– Der Narzisst scheut auch in dieser Phase nicht vor emotionaler Erpressung zurück, appelliert beispielsweise an die Verantwortung und die vermeintliche „Vernunft“ des einstigen Opfers, um die Erlaubnis für ein Zurückkehren zu erwirken.
– Mitleid ist ebenfalls ein Mittel, um das Opfer dazu zu bewegen, seinen Entschluss zu überdenken und vielleicht doch zum Narzissten zurückzukehren, da dieser angeblich alleine völlig hilflos ist oder an einem gebrochenen Herzen zugrunde geht.
– Auch hier ist das Entwerten eine beliebte Strategie, die der Narzisst gerne einsetzt: Beispielsweise entwertet er die Erkenntnisse seines Opfers, dass er nicht gut für das Opfer sei, ganz besonders gerne und natürlich auch die Entscheidung, sich von ihm zu trennen – und zwar zu so einem Grad, dass er so tut, als sei gar nichts vorgefallen und keine Trennung vollzogen worden.
– Notfalls zeigt er sich auch gerne von seiner besten Seite, gelobt Besserung, bereut angeblich sein Fehlverhalten, wobei er so wenig, wie nur irgend nötig, zugibt und geht auf einmal doch auf Forderungen oder Wünsche des Opfers ein, um dem Opfer das Gefühl zu gehen, dass er sich geändert habe und fortan alles besser werden würde. Doch auch hier trügt der Schein; sobald er sich nämlich die erneute Untergebenheit des Opfers gesichert hat, ist alles wieder beim Alten und seine Schikane werden oft noch schlimmer als zuvor.
Unangenehme Hoovering-Versuche
Die Hoovering-Versuche können aber auch wesentlich unangenehmer ausfallen und eher als eine Drohung oder Warnung dessen gestaltet werden, was das Opfer eventuell erwarten würde, wenn es weiterhin daran festhält, keinen Kontakt mehr zu haben. Beispiele dafür sind:
– Direktes oder indirektes Drohen.
– Krankheit, finanzielle Not und andere Schwierigkeiten und Selbstmordgedanken können vorgetäuscht werden.
– Stalking oder die Demonstration, dass der Narzisst alles über sein Opfer weiß und es jederzeit überwachen und diese Daten beliebig verwenden kann.
– Das Schicken makaberer Nachrichten, Bilder, Geschenke oder Dinge, um das Opfer zu schockieren und seine eigene Macht zu demonstrieren.
– Der Narzisst verlangt oft auch Geld oder kostbare Geschenke zurück, teils um das Opfer in Verlegenheit zu bringen, zu demonstrieren, dass man „so etwas“ nicht mit ihm machen kann und teils auch, um das Opfer eventuell unter finanziellen oder moralischen Druck zu setzen, wenn es diese Dinge nicht zurückgeben kann oder möchte.
– Der Narzisst weigert sich, den persönlichen Besitz des Opfers zurückzugeben, der ihm rechtmäßig nicht gehört und auf den das Opfer einen Anspruch hat.
– Er versucht, über Dritte einen Erfolg zu erzielen, indem er diese Menschen entweder so bearbeitet, dass sie das Opfer unter Druck setzen sollen, um eine Rückkehr des Opfers zu erwirken oder indem er mit übler Nachrede versucht, diese Beziehungen und das Leben des Opfers zu zerstören.
Das sind jetzt nur einige Beispiele, wie ein Narzisst unter Umständen versuchen wird, das Opfer wieder in seinen Aktionsradius (beziehungsweise in sein Wirkungsfeld) „einzusaugen“ (to hoover), um es erneut unter seine Kontrolle zu bringen – vorausgesetzt allerdings, der Narzisst hat entschieden, dass dieses Opfer den Aufwand wert ist.
Um welche Opfer der Narzisst nicht wirbt
Jemand, der sich seinen Machenschaften und Manipulationstechniken völlig widersetzt hat und wo es auch für dem Narzissten offensichtlich ist, dass er durchschaut wurde, wird hingegen eher vom Narzissten verlassen, als dass der Narzisst sich die Mühe machen wird, um dieses Opfer zu werben.
Dafür gibt es zwei Gründe:
Zum einen geschieht dies, weil der Narzisst nun wirklich keinen Bedarf mehr für diese Person hat. Jemand, der sich nicht zum Opfer degradieren und ausnutzen lässt, ist für ihn genauso bedeutungslos wie uninteressant.
Zum anderen geschieht dies (ganz besonders auch wenn es sich hierbei um einen malignen (bösartigen) Narzissten handelt) oft auf eine so plötzliche, unvorhergesehene und unangenehme Art, dass dem Opfer abschließend noch mal ein Denkzettel und ein beachtlicher Schaden zugefügt wird. Dies ist beabsichtigt – als ultimative Machtdemonstration sozusagen, um ein für alle mal zu zeigen, wer hier die Hosen an hat und wie sehr das Opfer im Unrecht ist.
Dies kann bei malignen Narzissten (oder beispielsweise auch bei jemanden mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung) tatsächlich so weit gehen, dass sogar Suizid (Selbstmord) verübt werden kann – mit der Absicht, dass der Hinterbliebene sich ein Leben lang schuldig fühlen soll.
Definition von Ghosting
Übrigens haben Narzissten noch einen weiteren Trumpf in ihrer Trickkiste, mit dem sie gegebenenfalls ihr(e) Opfer außer Kraft setzen:
Ghosting ist ein weiterer, moderner, umgangssprachlich immer häufiger benutzter Begriff, der das spontane Zurückziehen einer Person beschreibt, das ohne vorher ersichtlicher Warnung und als totalen Kontaktabbruch praktiziert wird.
Man kennt dieses Phänomen aus dem Dating-Bereich, aber auch Bullys (Bullies) und Narzissten benutzen diese Methode gerne, um ihr Opfer völlig zu entwerten und dessen Bedeutungslosigkeit zu demonstrieren.
Aber auch hier muss man fairerweise sagen, dass sich hinter einer solchen Handlung nicht immer böse Absichten verbergen müssen.
Dahinter kann theoretisch auch jemand stecken, dem es lediglich schwerfällt, die notwendige Konfrontation aufzubringen.
Doch wie dem auch sei, es ist auf jeden Fall ein Zeichen von schlechten Manieren und unzulänglichen Moralvorstellungen und so jemanden braucht man nicht unbedingt in seinem Leben.
Sollte Ihnen jemals so etwas passieren, dass man Sie so respektlos behandelt, fallen Sie bitte nicht in diese Falle, dass Sie die Schuld bei sich selbst suchen und diesem Menschen nachweinen, obwohl dies auch nur menschlich wäre, schließlich mag keiner auf diese Art verlassen werden.
Aber lassen Sie sich so eine Gemeinheit einfach nicht antun! Seien Sie stattdessen lieber froh, dass Sie diesen Menschen schmerzlos loswurden, bevor er in Ihrem Leben ernsthaften Schaden anrichten konnte.
Quelle:
Der obige Beitrag stammt aus dem Buch Elterlichen Narzissmus verstehen.
Dort findet man alles zum Thema leicht verständlich erklärt. Dies kann u.a. helfen, sich zumindest mental von narzisstischen Eltern zu distanzieren, auf seine eigenen Rechte zu bestehen und fortan ein weitaus positivesres Leben zu führen, in dem es wieder viele Glücksmomente gibt.
Ein Artikel-Verzeichnis mit vielen weiteren Beiträgen über Narzissmus findet man hier.
Disclaimer (Haftungsauschluss) für diesen Artikel
Bildnachweis:
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- Umschlag: NVP-Verlag