Aus dem Englischen kennen wir die Begriffe “Resprouting” und “Regrowing”.
Während der erste Begriff vorwiegend das bezeichnet, was Wissenschafter festgestellt haben, wenn sie nach einem Waldfeuer das hinterlassene Land mit den verkohlten Bäumen untersuchten und feststellten, dass sich gewisse Baumarten nach dem Feuer durch Stockausschlag und Sameneintrag überraschend schnell verjüngten, bedeutet “regrowing” lediglich “nachwachsen” beziehungsweise “nachwachsen lassen”.
Das kann man ganz einfach selber machen. Beispielsweise geschieht es teilweise ganz automatisch im Garten. Vergisst man, ein Gemüse zu ernten, wächst es meistens aus und vermehrt sich auf die eine oder die andere Art.
Aber man kann auch tatsächlich Gemüsereste und Küchenabfälle auf der Fensterbank – in der eigenen Wohnung – nachwachsen (regrowing) oder nachspriessen (resprouting) lassen und auf diese Art theoretisch immer eigenes Gemüse im Hause haben, ohne je neues kaufen zu müssen.
Aus praktischer Sicht erfordert das natürlich auch ein wenig Platz, etwas Zeit und Geduld und teilweise einen gewissen Arbeitseinsatz, doch es ist durchaus möglich, sich in der eigenen Wohnung mit Obst und Gemüse selbst zu versorgen.
Ganz besonders für Kinder kann es sehr lehrreich und vor allem auch ganz spannend sein, Gemüsereste nachwachsen zu lassen. Kinder sind in der Regel vom Vorgang fasziniert und es macht sie stolz, dass sie selbst so etwas in die Wege leiten können und tatsächlich zum Lebensunterhalt der Familie beitragen.
Wie man an der Rübe auf dem obigen Foto sehr gut sehen kann, treiben die meisten Gemüsesorten irgendwann mal wieder aus, wenn man sie entweder nicht verwertet oder auch nur einen Teil von ihnen herumliegen lässt oder alternativ in die Erde beziehungsweise ins Wasser steckt.
Man braucht also nicht unbedingt Samen, um sie vermehren zu können.
Vor ein paar einigen Jahren ist es wieder modern geworden, Obst und Gemüse aus Resten und Küchenabfällen nachwachsen zu lassen.
Zu beachten ist dabei allerdings, dass man, wenn man nicht nur ungewöhnliche Zimmerpflanzen züchten möchte, sondern das Angebaute auch tatsächlich essen möchte, Wasser und Erde nehmen muss, die keine ungewünschten Keime und Bakterien enthalten, da dies gesundheitsschädigend sein kann.
Das bedeutet, dass man für die Töpfe Erde kauft, die für diesen Zweck geeignet ist, Wasser von Gefässen, in denen etwas keimt, oft genug wechselt und keinen Dünger hinzufügt, es sei denn dieser Dünger ist für diesen spezifischen Zweck geeignet.
All das hatte ich übrigens auch nicht gewusst, denn kein Mensch verrät einem so etwas, wenn im Internet mit lustigen, kreativen Ideen geworben wird.
Ein befreundetes Ehepaar, das eine Bio-Gärtnerei besass, nahm mich einmal zur Seite und erklärte mir die Zusammenhänge, als sie merkten, dass ich mich dafür interessierte, selbst Bio-Gemüse anzubauen.
Nachfolgend ein paar Anregungen für Obst und vor allem Gemüse, das man daheim auf der Fensterbank oder im Topf nachwachsen oder spriessen lassen kann:

Möhren/Karotten/Mohrüben kann man aus Samen ziehen oder man kann die “Karottenköpfe” mit dem Grün und ca. 2 – 3 cm des Gemüses abschneiden und versuchen, eine neue Pflanze daraus zu ziehen.
Dazu den Karottenkopf so in ein Glas stellen, dass er das Wasser nur leicht berührt. Damit er nicht ins Wasser fällt, nimmt man in der Regel Zahnstocher, um ihn über dem Glasrand zu fixieren.
Diese Methode können Sie auch für viele andere Planzen benutzen. Das Wasser sollte täglich ausgetauscht werden und wenn sich genügend Wurzeln gebildet haben, kann man die Pflanze umpflanzen. Nicht immer gelingt es, neue Karotten zu bilden, machmal wächst nur das Grün nach.

Auch Tomaten, Paprika, Gurken, Kürbis und Melonen kann man aus Resten anbauen, die man sonst wegwerfen würde. Allerdings benutzt man hier die Samen und die Pflanzen bruchen auch viel Wasser, viel Wärme, viel Sonne und Einiges an Pflege.
Der Kürbis braucht am meisten Dünger, darum pflanzen Manche ihn neben oder sogar auf dem Kompost an.
Melonen, Tomaten, Paprika und Gurken lieben es warm und gedeihen perfekt im Gewächsthaus oder sogar in Töpfen auf dem Fensterbrett.
Puhlen Sie den Samen aus der Frucht (diese Gemüsesorten sind botanisch gesehen Früchte) und legen Sie sie zum Trocknen auf ein Papiertuch (Küchenrolle).
Danach die Samen in Blumenerde legen und auf der Fensterbank wachsen lassen, bis sie einige Zentimeter hoch sind. Erst dann kann man sie ins Beet verpflanzen oder eben in einen grösseren Topf.
Beides ist leicht zu ziehen: Einfach die Wurzel unterhalb der Erde mit der sprießenden Knospe nach oben einpflanzen. Die Erde relativ feucht halten. Ingwer bevorzugt leicht gefiltertes Sonnenlicht und die Wurzel sprießt recht bald. Bei Bedarf die ganze Wurzel ausgraben und abschneiden, was man benötigt und hinterher wieder einpflanzen.
Beim Kurkuma kann man eventuell die Blätter der Pflanze zum Würzen benutzen.
Ich habe das allerdings noch nicht probiert und weiss nicht, wie sinnvoll das ist. Giftig soll es aber, der unteren Quelle nach, nicht sein.
Quellen:
https://www.gartenjournal.net/kurkuma-giftig
https://de.wikipedia.org/wiki/Kurkuma

6) Generelles über Salat, Stangensellerie, Kohl und Pak Choi
Man schneidet das Gemüse herunter, so dass nur noch der Strunk/Stumpf mit Wurzeln übrig bleibt. Dieser wird so in einem grossen Glass/Gefäss mit Wasser angebracht, dass die Wurzeln komplett mit Wasser bedeckt sind, ohne dass das restliche Gemüse mit dem Wasser in Berührung kommt.
Das Wasser sollte täglich erneuert werden. in der Regel dauert es 5 – 10 Tage, bis sich Wurzeln bilden und die Pflanze eventuell umgepflanzt werden kann.

7) Zwiebeln
…kann man auch im Haus anbauen, obwohl der Garten natürlich besser geeignet ist. Dazu die Wurzel der Zwiebel so abschneiden, dass der Abschnitt eine Fläche von 4 x 4cm hat und mindestens 2 cm hoch ist. Im Gegensatz zu den anderen Gemüseabschnitten, kann man die Zwiebel direkt in Erde einsetzen. Nach ca. 2 – 3 Wochen sollten neue Zwiebeltriebe wachsen.
Möchten Sie lediglich Zwiebelgrün/Zwiebelpiepen ernten, legen Sie das abgeschnittene Zwiebelstück mit den Wurzeln in ein Glas mit Wasser, und stellen Sie es auf die mit Sonnenlicht durchflutete Fensterbank. Täglich Wasser wechseln.
8) Knoblauch
9) Generelles über Frühlingszwiebeln, Porree/Lauch, Zitronengras und Fenchel
Das ca. 2 – 3 cm dick abgeschnittene Wurzelende in ein Glas/Gefäss mit Wasser geben, so dass nur die Wurzeln bedeckt sind. Auf der Fensterbank in der Sonne mehrere Tage (ca. 5) bis 3 Wochen wachsen lassen, bis erste Triebe kommen. Wasser täglich wechseln und nach Bedarf ernten.
Zitronengras braucht ein wenig mehr Pflege und wächst im Wasserbad etwas langsamer. Wenn die Wurzeln etwas robuster sind und das Zitronengras ca. 10 cm lang ist, kommt es in einen Topf mit frischer Erde, der ebenfalls auf der Fensterbank in der Sonne stehen kann. Wie beim Schnittlauch kann man auch hier regelmässig ernten und es wird daraufhin weiterwachsen.
10) Exotische Pflanzen und Bäume
Jetzt sind wir in dem Bereich angelangt, wo es etwas schwieriger wird. Schwierig nicht deshalb, weil es schwer ist, eine Pflanze zu züchten, sondern weil man nicht sicher sein kann, dass man je eine Frucht ernten wird, und wenn, dann dauert es bei den Avocados viele, viele Jahre, bis ein Baum überhaupt Früchte trägt.
Bei der Ananas kann es hingegen Monate dauern, bis eine Frucht heranreift und Olivenbäumchen und Citrusbäume sind zwar wunderschön und werden auch blühen, wenn man sie keinen Frostgraden aussetzt, aber wenn sie nicht bestäubt werden, hat man auch keine Früchte.
Ich habe die nachfolgenden Pflanzen im Haus stehen, so haben sie das ganze Jahr über Wärme. Im Sommer kann man sie theoretisch draussen stehen haben, es darf aber nicht zu kalt weden.
Avocados
Im Internet kann man alle möglichen komplizierten Anleitungen finden, wie man einen Avokadobaum kultivieren kann, aber wir tun einfach nur den Stein in einen Topf mit Erde, Spitze nach oben, und das etwas flachere Ende des Steins mit dem kleinen runden Kreis nach unten.
Dann halten wir den Topf feucht, aber nicht zu nass, und irgendwann kommen dann kleine Bäumchen aus dem Topf. Komplizierter muss es nicht sein. Aber es dauert eine Weile und noch schlimmer ist, dass es sehr viele Jahre dauern kann, bis man eine Frucht hat. Also eine zuverlässige Lebensmittelversorgung ist das nicht. Es sind aber schöne Pflanzen, die im Wohnzimmer genauso schön aussehen wie Palmen oder andere grosse Zimmerflanzen.
Zitrusbäume und Weintrauben
Jedes Mal wenn wir im Süden waren und besondere Zitrusfrüchte (Zitrone, Mandarine, Orange, Grapefruit, Bergamotte, Mapo, Myakawa und dergleichen) oder besondere Trauben mitgebracht haben, sammeln wir die Kerne, trocknen sie und tun sie in die Töpfe, in denen schon die Avocadobäumchen stehen und bedecken sie mit etwas Erde. Wenn man sie ganz normal giesst und nicht austrocknen lässt, kommen schon bald ein paar Sprösslinge hervor, die zu kleinen Bäumchen werden. Sie sehen nicht nur wunderschön aus, die Blüten vieler Sorten haben einen himmlischen Duft.
Die Zitrusbäumchen pflanzen wir um, in eigenständige Töpfe, sobald sie etwas grösser sind.
Die Weintrauben kommen nach draussen in den Hof, wo es geschützt ist und die Sonne oft scheint. Dort hat man eine realistische Möglichkleit, nach ein paar Jahren wirklich etwas zu ernten. Ich kenne sogar Leute (hier bei uns in Skandinavien!), die ihren eigenen Wein machen.
Ananas
Auch hier haben wir einen längeren Prozess vor uns, wenn wir wirklich Früchte haben wollen, doch eine schön aussehende exotische Pflanze kann verhältnismässig schnell ziehen:
Bei der Ananas die Blätter/Krone vorsichtig abdrehen, die unteren Blätter entfernen und eventuell feuchtes Fruchtfleisch von unten mit dem Löffel vorsichtig herausschaben, damit es nicht faulen kann.
Man hat dann einen Stiel mit Blättern in der Hand, den man in ein grosses Glas mit Wasser stellen kann, bis sich unten Wurzeln bilden. Ein warmer Platz auf der Fensterbank ist ideal und man sollte das Wasser regelmässig wechseln.
Hat die Ananas nun Wurzeln gebildet, kann sie verpflanzt werden. Sie darf nicht zu feucht gehalten werden, denn sie kann keine Staunässe vertragen. Es sollte um die 6 Wochen dauern, bis sie stärkere Wurzeln hat. In zwei bis drei weiteren Wochen kann man schon eine richtige Pflanze erwarten. Die alten Blätter werden abfallen, sobald sie welk sind.
Nach einem Jahr muss die Pflanze umgetopft werden, da sie jetzt recht gross sein sollte. Nach knapp zwei Jahren fängt sie an zu blühen
Die etwa 20 Monate alte Pflanze blüht, bevor sie schließlich eine Frucht bildet. Es kann also gut zwei bis drei Jahre dauern, bevor man eine kleine Ananas ernten kann, wenn man überhaupt so viel Glück hat.
11) Pilze
Zwar wachsen in meinem eigenen Garten unterschiedliche Pilze, die geniessbar sind. Es ist also durchaus möglich, auch hier Selbstversorger zu sein. Mann muss sich aber sehr gut auskennen und genau wissen, welche Pilze für den menschlichen Verzehr geeignet sind und wie genau die Bedingungen für den Anbau sein müssen. Daher würde ich entweder an einem Kursus teilnehmen oder mir ein wirklich gutes Buch über den Anbau einer speziellen Pilzsorte zulegen, bevor ich zum Selbstziehen von Pilzen überginge.
Mer über Speisepilze kann mann hier lesen.
12) Rezepte
Hat man sein eigenes Obst und Gemüse gezogen, möchte man es vielleicht auch gerne auf die alternative Weise anwenden. Bücher, die Rezepte zum Entschlacken enthalten und andere Bücher mit Rezepten (für beispielsweise Salat und Gemüse) kann man hier finden.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Zitruspflanzen
https://de.wikipedia.org/wiki/Avocado
https://de.wikipedia.org/wiki/Ananas
https://www.plantura.garden/gruenes-leben/gemuesereste-wiederverwenden-zwiebel-sellerie-co-bewurzeln
https://www.proteaatlas.org.za/resprout.htm
https://nph.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/nph.12001
Bildquellen:
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